Seit Jahren diskutieren Menschen mit Neurodermitis darüber, ob häufiges Baden ihren Zustand verschlimmert. Nun legt eine neue Studie nahe, dass die Häufigkeit des Badens möglicherweise nicht so wichtig ist wie bisher angenommen. Dermatologen überarbeiten ihre Empfehlungen und stellen die richtige Hautpflege gegenüber strengen Badeplänen in den Vordergrund.
Die Studie: Tägliche vs. wöchentliche Bäder
Forscher der Universität Nottingham führten eine randomisierte kontrollierte Studie mit über 400 Ekzempatienten durch. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: eine badete täglich und die andere wöchentlich. Nach vier Wochen stellte die Studie keinen signifikanten Unterschied in den Ekzemsymptomen zwischen den beiden Gruppen fest. Dies stellt die lange verbreitete Überzeugung in Frage, dass weniger häufiges Baden für die Behandlung von Ekzemen unerlässlich ist.
Warum die Verwirrung? Die Geschichte des Mixed Messaging
Die widersprüchlichen Ratschläge beruhen auf Bedenken hinsichtlich des transepidermalen Wasserverlusts (TEWL) – der Verdunstung von Feuchtigkeit aus der Haut. Früher ging man davon aus, dass häufiges Baden den TEWL verschlimmert und zu trockenerer, stärker gereizter Haut führt. Allerdings zeigen mehrere Studien nun, dass tägliches Baden nicht unbedingt zu einem Anstieg der Schübe führt, besonders wenn darauf eine angemessene Feuchtigkeitspflege folgt.
Eine Studie aus dem Jahr 2020 ergab, dass Kinder mit Ekzemen, die zweimal täglich badeten und anschließend eine Feuchtigkeitscreme auftrugen, weniger schwerwiegende Symptome hatten als Kinder, die zweimal pro Woche badeten. Mittlerweile glauben Dermatologen, dass eine konsequente Hautpflege wichtiger ist als starre Baderegeln.
Was Dermatologen jetzt empfehlen
„Dieses Ergebnis unterstreicht, dass Komfort und Konsistenz bei der Hautpflege wichtiger sind als strenge Regeln für die Häufigkeit des Badens“, sagt Dr. Tanya Evans, eine Dermatologin, die nicht an der Studie beteiligt ist. Die neuen Erkenntnisse seien „etwas überraschend“, seien aber sinnvoll, wenn man über die richtige Pflege nach dem Bad nachdenke.
Wichtige Überlegungen und Einschränkungen
Die Studie beobachtete die Patienten nur vier Wochen lang, daher bleiben die langfristigen Auswirkungen unklar. Auch saisonale Veränderungen, Luftfeuchtigkeit und Wasserhärte können eine Rolle spielen.
Oyetewa Asempa, MD, weist darauf hin, dass bei schwarzen Patienten aufgrund von Unterschieden in der Hautstruktur ein höherer TEWL auftreten kann. Das bedeutet, dass die individuellen Reaktionen auf häufiges Baden unterschiedlich sein können.
Der Schlüssel: Sanfte Reinigung und gleichmäßige Feuchtigkeitsversorgung
Die wichtigste Erkenntnis ist, dass Menschen mit Ekzemen so oft baden können, wie sie möchten, solange sie diese Richtlinien befolgen:
- Verwenden Sie lauwarmes (nicht heißes) Wasser.
- Begrenzen Sie die Bade-/Duschzeit auf 10–15 Minuten.
- Verwenden Sie sanfte, parfümfreie Reinigungsmittel.
- Tragen Sie die Feuchtigkeitscreme unmittelbar nach dem Baden auf, solange die Haut noch feucht ist.
Die spezifische Art der Feuchtigkeitscreme (Creme, Lotion, Salbe) ist weniger entscheidend als die konsequente Anwendung. Ziel ist es, die Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen und Trockenheit zu verhindern.
Zusammenfassend lassen die neuesten Forschungsergebnisse darauf schließen, dass die Häufigkeit des Badens nicht der Hauptfaktor bei der Behandlung von Ekzemen ist. Wichtiger sind sanfte Reinigung, gleichmäßige Feuchtigkeitsversorgung und individueller Komfort. Dermatologen überarbeiten ihre Ratschläge, um diesem neuen Verständnis Rechnung zu tragen
