Die Regierung der Vereinigten Staaten hat beschlossen, den Welt-Aids-Tag in diesem Jahr nicht offiziell zu begehen, ein Schritt, der mit erheblichen Kürzungen der Bundesmittel für HIV/AIDS-Programme einhergeht. Diese Entscheidung macht die jahrzehntelange Anerkennung des Präsidenten zunichte und gibt Anlass zur Sorge über die Zukunft der weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung der Epidemie.
Historischer Kontext der US-amerikanischen Observanz
Seit 1988 ist der 1. Dezember der Welt-AIDS-Tag, eine Zeit des Gedenkens, der Unterstützung und des erneuten Engagements für die Beendigung der HIV/AIDS-Krise. Seit Jahren begehen US-Präsidenten diesen Anlass mit Erklärungen und Aktionen. Im Jahr 2005 hob Präsident George W. Bush den Erfolg des Notfallplans des Präsidenten zur AIDS-Hilfe (PEPFAR) hervor und erklärte, dass das rote Band „ein Symbol unserer Entschlossenheit“ sei. Zuletzt, im Jahr 2023, bekräftigte Präsident Biden seine Zusage, das Ende der Epidemie zu beschleunigen. In diesem Jahr wurde jedoch in einer internen E-Mail des Außenministeriums bestätigt, dass keine formelle Gedenkveranstaltung stattfinden würde.
Die Auswirkungen von Finanzierungskürzungen
Während symbolische Gesten nicht direkt Leben retten, ist die Finanzierung schon eine Lebensrettung. Die Kürzungen der Trump-Regierung haben die weltweite Reaktion destabilisiert. Winnie Byanyima, Leiterin von UNAIDS, warnte in einem aktuellen Bericht, dass die über Jahrzehnte erzielten Fortschritte nun brüchig seien. Die Folgen sind bereits sichtbar:
- 60 % der von Frauen geführten HIV-Organisationen waren stark von Finanzierungsstörungen betroffen.
- Der Zugang zur Präexpositionsprophylaxe (PrEP) ist in vielen Ländern zurückgegangen.
- NGOs weltweit reduzieren aufgrund finanzieller Engpässe lebenswichtige Dienstleistungen.
Dadurch könnte die Zahl der HIV-Neuinfektionen nach Jahren des Rückgangs wieder ansteigen.
Die aktuelle HIV/AIDS-Landschaft
Weltweit leben etwa 40 Millionen Menschen mit HIV. Allein im Jahr 2024 kam es zu 1,3 Millionen Neuinfektionen, über 600.000 starben. In den USA leben etwa 1,2 Millionen Menschen mit HIV, wobei jährlich etwa 32.000 Neuinfektionen auftreten.
Trotz dieser Zahlen gab es in den letzten Jahren Fortschritte. Die Neuinfektionen in den USA gingen zwischen 2018 und 2022 um 12 % zurück, was auf Fortschritte bei der Behandlung und Prävention zurückzuführen ist. Durchbrüche wie das langwirksame injizierbare Lenacapavir, das mit nur zwei jährlichen Injektionen einen nahezu vollständigen Schutz bietet, und das Prinzip „nicht nachweisbar gleich unübertragbar“ (U=U) zeigen, dass HIV effektiv behandelt werden kann.
Warum das wichtig ist
Die Entscheidung, den Welt-Aids-Tag auszulassen, ist mehr als symbolisch. Es signalisiert eine mögliche Umkehr hart erkämpfter Gewinne. Stigmatisierung, Diskriminierung und bestehende Ungleichheiten behindern bereits den Zugang zur Gesundheitsversorgung. Weitere Mittelkürzungen werden diese Probleme verschärfen und die in den letzten Jahren erzielten Fortschritte untergraben. Der Kampf gegen HIV/AIDS erfordert nachhaltige Anstrengungen, nicht Verzicht.
Der Rückzug in den USA ist eine deutliche Erinnerung daran, dass Fortschritte nicht garantiert sind. Selbstgefälligkeit und Unterfinanzierung können jahrzehntelange Arbeit schnell zunichtemachen und Millionen von Menschen gefährden.



















